1000 Jahre Prohlis                                 1     <  zum Teil  >       3    4

In mehrteiliger Folge berichtet der langjährige ehemalige Leiter des Heimat- und Palitzsch-Museums aus der Geschichte des Dorfes Prohlis bei Dresden, eines heute zur Landeshauptstadt gehörenden Stadtteiles mit mehr als 20 000 Einwohnern.

Siegfried Koge

von Siegfried Koge

Gründungsmitglied

(Teil 2) 

Die Wettiner in Meißen


Hoch über der Saale steht die Stammburg der Grafen von Wettin. Konrad der Große (1098-1157) wurde 1123 durch König Lothar (1060-1137, 1225 König, 1133 Kaiser Lothar III., ursprünglich Graf v. Supplingburg) mit der Mark 
Meißen belehnt, ein Geschenk aus der gemeinsamen Fürstenopposition gegen Kaiser Heinrich V. (1081-1125). Das Fürstengeschlecht der Wettiner regierte von da an ununterbrochen bis 1918 als Markgrafen, Kurfürsten, Könige. Von 1423 -1806 waren sie immer Erzmarschälle des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, was gleichzeitig bedeutete: starb der Kaiser, verwalteten sie das Reich bis zur Neuwahl als "Hilfskaiser". Nun wissen wir, daß die Prohliser 795 Jahre unter monarchischer Herrschaft lebten. 
Wer die Herren in Augenschein nehmen möchte, am Fürstenzug reiten sie alle bis auf einen: König Friedrich August III., "Der Letzte". Er ließ sich aus lauter Bescheidenheit nicht mit darstellen, darum soll seiner mit einem seiner vielen Aussprüche gedacht werden.
Während der Revolution kam ein Minister in sein Arbeitszimmer: 
,,Majestät, Ihr müßt zurücktreten, das Volk will das"! Keine Reaktion des Königs. Nach einer Stunde wiederholte der Minister seine Worte. Darauf der König: ,,Da sailn se ihm Dreck alleene machen".

Das sorbische Runddorf


Teil 1 unserer Serie endete mit der deutschen Einwanderung. Um 1300 lebten in den Meißner Landen 320000 Deutsche und 80000 Sorben.
Prohliser Bauern finden wir 1313 in einer Rechnung des Dresdner Brückenamtes (Erhaltung der Augustusbrücke) u. a. "hans henchen", jenen Hof, auf dem die v. Kap-herrs 1887/88 das Schloß erbauen ließen.
Heinrich den Erlauchten kennen wir schon. Er gründete das Dresdner Maternishospital (Hospitalamt, Frauenkrankenhaus). Es befand sich außerhalb der Stadtmauern, wie die Frauenkirche. Dem Hospital waren zwei Prohliser Höfe zinspflichtig: Nr. 11, der spätere Palitzschhof, und das Grundstück, auf dem sich die Schloßschänke befand.
Ein Runddorf hat den Vorteil, daß jeder Anwohner mit seinem Hof wie auf einem Stück Kuchen wohnte, daß nach hinter immer größer wurde, manches Stück 25 ha (etwa 25 Fußballfelder) groß. Außerhalb des "Kuchens", in Richtung Anger, müssen wir uns ein Vorwerk denken (herrschaftlicher Pachthof), das nicht so recht gedeihen wollte. Man fand keine Pächter, keinen sogenannten "Hofemann". Es wurde preiswert an ein Ehepaar Wida verkauft. In der Nähe des Vorwerks soll sich eine Kapelle befunden haben, die urkundlich nicht belegt ist. Eine der Urkunden sei aber genannt, welche neben den Akten des Hospital-, Brücken- und Religionsamtes für Prohlis die wichtigste ist mit der schönen Bezeichnung: Codex diplomaticus Saxoniae regiae.

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© 2001 Siegfried Koge

Dieser Artikel erschien im Informationsblatt der Palitzsch-Gesellschaft Jg. 2 (2001) Nr. 4

 

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